Sitzverhalten und Arbeitsplatzgestaltung

Häufiges, ununterbrochenes und vor allem falsches Sitzen am Arbeitsplatz kann zu verschiedenen körperlichen Beeinträchtigungen führen. Neben einer guten und individuell eingestellten Arbeitsplatzausstattung ist auch ein dynamisches Sitzverhalten mit häufigem Aufstehen angebracht, um Gesundheitsrisiken entgegenzuwirken (vgl. www.BAuA.de, 22.02.2019).

Sitzverhalten

Sitzverhalten

Wissenschaftliche Studien zeigen gesundheitswirksame Effekte bei der Unterbrechung langen Sitzens durch leichte körperliche Aktivität auf. Entsprechend wird empfohlen, die mit Sitzen verbrachte Zeit bei der Arbeit, in der Freizeit und im Verkehr einzuschränken und nach Möglichkeit immer wieder mit körperlicher Aktivität zu unterbrechen.

Strategien in der Arbeitszeit:

  • wenn möglich, persönlich zu Kolleginnen oder Kollegen gehen, statt anzurufen
    oder zu mailen
  • den Mülleimer weiter weg stellen und aufstehen, um ihn zu benutzen
  • Sitzungen im Stehen oder Gehen abhalten
  • einen Drucker nutzen, der nicht in Reichweite des Sitzplatzes steht
  • im Stehen lesen und/oder telefonieren
  • aufstehen, um Mitarbeitende zu begrüßen oder mit ihnen zu sprechen
  • Papierarbeit im Stehen erledigen

Strategien zur Pausengestaltung:

  • jedes Glas Wasser einzeln holen
  • eine weiter entfernte Toilette nutzen
  • die Treppe anstelle des Lifts benutzen
  • in der Mittagspause spazieren gehen

Die fünf Regeln des ergonomischen Sitzens

Die fünf Regeln des ergonomischen Sitzens

(vgl. BAuA, 2011, S.24.)

 

1. Stellen Sie sowohl Ihre Sitzhöhe als auch die Höhe Ihres Arbeitstisches so ein, dass Arme und Beine etwa im rechten Winkel sind!
Obgleich der rechte Winkel in der Natur nicht vorgesehen ist, stellt er für den Sitzen den die ›natürlichste‹ Sitzhaltung dar. Sind die Winkel zwischen Ober- und Unterarm sowie Ober- und Unterschenkel kleiner als 90 Grad, kommt es zu Durchblutungsstörungen. Die Füße sollten voll ständig auf dem Boden aufstehen, die Arme locker auf dem Tisch bzw. vor der Tastatur aufliegen können.

2. Nutzen Sie Ihren Arbeitsstuhl vollständig!
Vermutlich hat der Arbeitgeber Ihren Stuhl ganz bezahlt, deshalb dürfen Sie ihn auch voll ständig ›besitzen‹! Das heißt: Möglichst die gesam te Sitzfläche ausnutzen, so dass mindestens 60% der Oberschenkel hier auch noch Unterstützung finden. Nutzen Sie hiezu auch evtl. vorhandene Einstellmöglichkeiten Ihres Stuhls. Ähnliches gilt für die Rückenlehne. Auch diese kann ihre Aufgabe nur erfüllen, wenn Sie ihr den Rücken auch anver trauen. Achten Sie darauf, dass die Wölbung der Rückenlehne korrekt auf ihre individuellen Körpermaße eingestellt ist, damit die Wirbelsäule im Lendenbereich genügend Unterstützung bekommt.

3. Sitzen Sie aufrecht!
Achten Sie bereits beim Hinsetzen darauf, dass ihr Rücken aufgerich tet ist! Wenn Ihr Becken nach hinten abknickt – was sich zwischendurch nicht vermei den lässt – sollte es durch die Rückenlehne gestützt werden. So vermeiden Sie den auf Dauer Bandscheiben zermürbenden Rundrücken und belasten Ihre Muskulatur gleichmäßig. Zudem bleibt der Brust- und Bauchbereich frei und ohne Druck, was der Verdauung und der Atmung zugute kommt.

4. Sitzen Sie aktiv und dynamisch!
Vermeiden Sie eine erstarrte Sitzhaltung. Wechseln Sie stattdessen zwischen vorderer, aufrechter und zurückgelehnter Sitzhaltung unter Ausnutzung der hoffentlich vorhandenen Mechanik. Vergessen Sie nie: Die Bandscheiben leben von der Bewegung, Bewegungsmangel lässt sie verhungern! Verlagern Sie deshalb das Gewicht mal auf die rechte, mal auf die linke Gesäßhälfte. Rutschen Sie ein wenig auf der Sitzfläche herum. Lassen Sie im Sitzen die Hüfte kreisen! Jede noch so kleine Bewegung ist aus Sicht der Bandscheiben gut gegen den kleinen Hunger zwischendurch!

5. Nutzen Sie sämtliche ›Sitzkrücken‹!
Legen Sie die Arme entspannt auf den Armauflagen ab. Damit entlasten Sie Ihren Schulterbereich und beugen Muskelverspannungen vor. Ähnlich entlastend für Schulter und Nackenbereich ist das Auflegen der Handballen vor der Tastatur. Hier muss der notwendige Platz geschaffen werden – 10 bis 15 cm sollten es schon sein. Grundsätzlich gilt: Alles, was Sie von Ihrem Körper nicht ablegen, abstellen oder anlehnen können, folgt der Schwer kraft und muss von Ihren Muskeln gehalten werden.

Quelle: BAuA (2011). Sitzlust statt Sitzfrust. Sitzen bei der Arbeit und anderswo. 4. Auflage, Dortmund, S. 24.

BAuA (2011). Sitzlust statt Sitzfrust. Sitzen bei der Arbeit und anderswo. 4. Auflage, Dortmund.
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Verstellmöglichkeiten eines Bürostuhles

Vertstellmöglichkeiten eines Bürostuhls

Verstellmöglichkeiten eines Bürostuhls: 1. Sitzhöhe, 2. Rückenlehnenhöhe, 3. Armauflagenhöhe, 4. Armauflagentiefe, 5. Sitztiefe, 6. Sitzneigung, 7. Rückenlehnenneigung, 8. Armauflagen, lichte Weite
aus DGUV Regel 115-401, 2018, S. 32.

 

Beratung und Hilfe

Prüfung ergonomischer Verhältnisse an Ihrem Arbeitsplatz

Das Sachgebiet Arbeitssicherheit und der Betriebsärztliche Dienst bieten Ihnen Beratungen zur Prüfung der ergonomischen Verhältnisse an Ihrem Arbeitsplatz. Nehmen Sie bei Bedarf Kontakt zu Ihrer zuständigen Fachkraft für Arbeitssicherheit auf oder machen Sie bei akuten Gesundheitsstörungen beim betriebsärztlichen Dienst einen Termin für eine individuelle Beratung aus.

Wie hilft Ihnen das Sachgebiet Arbeitssicherheit?

Bitte besuchen Sie die Homepage des Sachgebiets Arbeitssicherheit. Hier erhalten Sie…

Beschaffung orthopädischer/ergonomischer Arbeitsmittel

Bitte lesen Sie den Eintrag zur Beschaffung orthopädischer/ergonomischer Arbeitsmittel im Personalhandbuch.

Wie erhalten Sie eine Bildschirmarbeitsplatzbrille?

Lesen Sie dazu die Informationen des Referats H1 zu Bildschirmplatzarbeitsbrillen oder informieren Sie sich auf der Homepage des Betriebsärztlichen Dienstes.

Thema Körper – Angebote für Beschäftigte: